01. Februar: Jakobi-Treff "Kirche und Welt" zum Thema "Am Vorabend der Reformation"

Passend zum beginnenden Reformationsjubiläum 2017 war das Thema des Jakobi-Treffs „Kirche und Welt“ im ersten Termin des neues Jahres:  Hans Werner Schneider, der ehemaligen Superintendent des Kirchenkreises Tecklenburg referierte zum Thema "Am Vorabend der Reformation – Menschen auf der Suche nach dem gnädigen Gott und Luthers reformatorische Entdeckung". Dabei verdeutlichte Schneider die besondere Situation am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit und richtete den Blick auf  Politik, Wirtschaft, Bildung und das kirchliche Leben zur Zeit der Reformation.

So habe sich das römische Reich deutscher Nation im 15. Jahrhundert als ein Flickenteppich von Adelshäusern, Fürstentümern, Grafschaften, Herzogtümern,  Reichstädten und Bistümern gezeigt, die untereinander in unterschiedlichsten Verbindungen kooperierten und konkurrierten. Insgesamt sei die Wirtschaft nach der Entvölkerung durch die Pest in einer prosperierenden Phase gewesen, Ländereien konnten neu verteilt werden und Städte blühten durch Handel und Gewerbe auf. Gleichzeitig sei Ende des 15. Jahrhunderts die Zeit der verweltlichten Macht der Kirche und der Genusspäpste gewesen, die Luther für den verlotterten Zustand der Kirche verantwortlich gemacht habe. Die Menschen selbst seinen geprägt gewesen von einer Angst vor der Hölle und der Furcht vor dem Fegefeuer. Allein in Wittenberg habe es mehrere tausend Messen pro Jahr gegeben und in Magdeburg, wo Luther Teile seiner Schulzeit verbrachte, habe es bei damals bei ca. 10.000 Einwohnern 15 Kirchen gegeben.

Zur Finanzierung des kirchlichen Lebens - und zum Beispiel auch des Petersdoms – habe der Ablasshandel geblüht, dessen Exzesse zu dem Thesenanschlag Luthers führten. Auch Taufe habe einen hohen Stellenwert gehabt: Kinder seien im Mittelalter großteils im Alter von einer Woche getauft worden, um sie von der Sünde der Erbschuld reinzuwaschen. Weitverbreitet sei die Annahme gewesen, dass getaufte Kinder bessere Überlebenschancen hätten,  Taufe galt als unerlässliche Voraussetzung zur Erlangung des Seelenheils.  Gegen die Idee, dass sich Gnade verdienen oder gar kaufen lasse, habe Luther allein den Glauben gesetzt, im Mittelpunkt seiner Lehre stehe die persönliche Beziehung des einzelnen Menschen zu Gott.

Insgesamt machte der Vortrag deutlich, unter welchen Spannungen die Menschen in der damaligen Zeit gelebt haben und welche Umwälzungen die reformatorischen Ansätze Luthers gehabt haben. Am Ende waren sich die zahlreichen Zuhörer einige: Es lohnt sich, Geschichte zu verstehen und daraus zu lernen.