26. April: Remarque und 375 Jahre Friedensstadt Osnabrück

Die Teilnehmer vor dem historischen Rathaus Osnabrück

Die Teilnehmer der Exkursion vor der Osnabrücker Rathaustreppe, genau hier wurde am 25. Oktober 1648 der Friedensschluss verkündet. Foto Karl Wilms

„Der Frieden ist wieder wichtiger geworden“ 

Die traditionelle Exkursion des Jakobi-Treffs „Kirche und Welt“ führte in diesem Jahr nach Osnabrück. Über 30 Teilnehmer nahmen die Gelegenheit wahr, Hintergründe zum Westfälischen Frieden vor 375 Jahr zu bekommen und auch das Remarque-Friedenszentrum in Osnabrück zu besuchen. Die Führung wurde geleitet von Dr. Hans Peterse, Historiker und Lehrbeauftragter für die Geschichte der Niederlande in der Frühen Neuzeit.

Peterse betonte, dass der Westfälische Frieden ein gutes Beispiel für einen Kompromissfrieden gewesen sei. Der Frieden sei von Diplomaten in den relativ wenig zerstörten Städten Osnabrück und Münster ausgehandelt worden und zum Leidwesen der Osnabrücker in Münster unterschrieben worden. Die Diplomaten einigten sich z.B. darauf, die konfessionelle Zuordnung der Gebiete auf den Stand von 1624 festzulegen. Als ein Ergebnis gilt die Gründung der Niederlande, die Dominanz Schwedens im Ostseeraum und der Verlust der wirtschaftlichen Bedeutung Mitteldeutschlands, was über lange Jahre den wirtschaftlichen Aufschwung und die Bildung eines deutschen Nationalstaate verhindert hat.

Große Gewinner waren die Städte Hamburg und Emden, da die Hafenstädte an der Ostsee unter schwedische Kontrolle gerieten.

Peterse betonte auch die unterschiedliche Sichtweise auf den westfälischen Frieden: Unter den Nationalsozialisten galt der Westfälische Frieden als Schandfrieden. Dagegen war nach dem zweiten Weltkrieg die Bedeutung so angesehen,  dass  in der weitgehend zerstörten Altstadt von Osnabrück das historische Rathaus als erstes Gebäude wieder aufgebaut worden war. Noch vor 25 Jahren zum 350-jährigen Jubiläum stand der Westfälische Frieden im Zeichen des Aufbruchs einer europäischen Vereinigung, während heute der Schatten des Ukraine-Krieges über allen Jubelfeiern liegt.

Die Ambivalenz wurde auch im Remarque-Friedenszentrum deutlich. Der in Osnabrück geborene und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Schriftsteller Erich Maria Remarque wurde durch seinen Roman „Im Westen nichts Neues“ populär und finanziell unabhängig, musste aber dann vor den Nationalsozialisten in die USA emigrieren. Eine komplizierte Beziehung mit Marlene Dietrich, zahlreiche Affären und Alkoholexzesse führten Ende der 1940er Jahre in eine schwere persönliche und künstlerische Krise. Die Nationalsozialisten rächten sich an seiner Familie, Roland Freisler selbst, Präsident des Volksgerichtshofes in Berlin, hat seine Schwester 1943 wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt.

Trotz großen finanziellen Einsatzes sei es Remarque nach dem Krieg nicht gelungen, die Mittäter zur Rechenschaft zu ziehen.

Am Ende waren sich alle Teilnehmer der Exkursion einig: Man muss die Geschichte kennenlerne, um daraus zu lernen.